Rohstoffe aus der Natur
Natürlich nachhaltig

Rohstoffe aus der Natur – dazu zählen zum Beispiel Holz und Stein ebenso wie Tagua (Steinnuss), Knochen (Bein) und Horn. Auch die Rohstoffe von Keramik und Glas, nämlich Sand und Ton, sind Materialien aus der Natur. Wie Gold und Silber übrigens auch. Auch Muscheln sind natürlichen Ursprungs, Perlmuttperlen, Pflanzensamen und, und und. Aus all diesen und noch viel mehr Naturmaterialien lässt sich ausdrucksvoller, edler und langlebiger Schmuck kreieren, nachhaltiger Schmuck für ein gutes Gefühl.

Keramik

Materialien: Keramik von Kazuri – Frauenpower auf Kisuaheli

Die Kazuri Bead Factory ging aus einer kleinen Schmuck-Manufaktur hervor. Sie war eine Idee der Britin Susan Wood im Jahre 1975. Die Fertigung von Perlen aus Ton hat in Kenia eine lange Tradition. Und tatsächlich: Bald war Woods bunter Schmuck auch außerhalb von Kenia gefragt. Immer mehr Frauen konnte Wood einstellen. Und so wurde 1988 aus der Manufaktur die Kazuri Bead Factory. Heute verdienen hier rund 280 Frauen mit der Fertigung von Perlen, Schmuck und Gebrauchskeramik ihren Lebensunterhalt. Die wenigen Männer dagegen bereiten vor allem den Ton vor und bedienen die Öfen, in denen die Perlen gebrannt werden.

Grundlage des Erfolgs der Kazuri Bead Factory ist der Ton vom Mount Kenya, dem zweithöchsten Bergmassiv Afrikas. Die aus dem Ton gefertigten Keramikperlen werden einzeln mit der Hand geformt, geglättet und im Ofen gebrannt. Anschließend bemalt und glasiert frau sie und brennt sie ein zweites Mal. Das ist das Geheimnis der sehr guten Materialqualität und Langlebigkeit der Perlen. Wie es für reine Handarbeit typisch ist, gibt es keine zwei ganz gleichen Perlen – aber genau das ist der besondere Reiz von Kazuri-Keramikschmuck.

Video: Perlenproduktion in der Kazuri Bead Factory.

Tagua

Materialien: Tagua – Nüsse aus Nachbars Wald

Die Tagua- oder Steinnuss-Palme wächst auf Plantagen oder wild im tropischen Regenwald von Ecuador, Kolumbien und Peru. Ihre Samen sind Nüsse. Diese trocknen an der Sonne, bis sie steinhart sind. Daher der Name. Sie lassen sich sägen, schnitzen, polieren und färben. Zudem sind sie unempfindlich gegenüber Stoß und Abrieb. Das macht sie zum idealen Material für die Herstellung von Kunstgegenständen und Perlenschmuck.

Die ersten Steinnüsse kamen Anfang des 19. Jahrhunderts nach Europa. Damals war die Tagua als „pflanzliches Elfenbein“ bekannt, denn sie ähnelt in Farbe und Maserung echtem Elfenbein. In Deutschland erreichte die Tagua-Nachfrage kurz vor dem Zweiten Weltkrieg ihren Höhepunkt. Vor allem Knöpfe fertigte man aus ihnen.

Die Entwicklung der chemischen Industrie nach dem Krieg bedeutete für die Tagua dann erst einmal das Aus. Wiederentdeckt hat sie die Umweltbewegung in den 1970er Jahren. Inzwischen machen sich große Organisationen für die Tagua als Elfenbeinersatz stark, um die von der Ausrottung bedrohten Elefanten zu retten.*

Heute bietet der Verkauf von Tagua-Nüssen und -Artikeln der lokalen Bevölkerung eine verlässliche Einnahmequelle. Folglich werden Waldstücke mit Tagua-Palmen eher geschützt, statt den Wald für Viehweiden und Ackerflächen abzuholzen. Das trägt zum Erhalt von Regenwaldgebieten bei. Und davon haben wir alle etwas.

*Dazu mehr unter:
How an obscure seed is helping to save the elephant.

Horn

Materialien: Horn – tierisch edel

Gebrauchsgegenstände und Schmuck aus Horn waren Jahrhunderte lang schöne Begleiter des Menschen. Dann ersetzten Kunststoffe diesen natürlichen Werkstoff. Horn ist härter und etwas schwerer als Holz. Es ist säurebeständig und farbecht und lässt sich verformen. Und wichtig ist: Es ist ungiftig, hautneutral und frei von Allergenen. Die Hornperlen, die steinfarben verarbeitet, sind nicht lackiert, gelaugt oder chemisch behandelt. Das Rohmaterial stammt von Büffeln und Hausrindern wie Zebus und Watussirindern von Madagaskar.
Die madagassischen Perlenmacher kaufen das Horn auf lokalen Schlachthöfen, denn das Material ist ein Abfallprodukt der Tierhaltung. Die daraus gefertigten Hornperlen stammen aus der massiven Spitze der Hörner. Die natürliche Farbe der Hörner (und der Perlen) hängt von der Rasse und Nahrung der Tiere ab. Die meisten Hörner sind schwarz, braunmeliert bis honiggelb und transparent gemasert. Weitere Farbvarianten erreichen die Produzenten durch Hitze. Und verschiedene Oberflächen entstehen durch mechanische Bearbeitung.

Stein

Materialien: Stein – voller Wert aus der Tiefe

Schmuckstein aus dem Fairen Handel mit Siegel ist selten, denn: Die Masse der auf dem Weltmarkt gehandelten Steine wird unter fragwürdigen Bedingungen gefördert, ökologischen wie sozialen. Bislang gibt es nur wenige Initiativen, die sich für den Fairen Handel mit Mineralien und Steinen stark machen. Dazu zählen der gemeinnützige Verein Fair Trade Minerals & Gems e.V. und das Bergbauprojekt „Honduras Opal“. Ziel beider Initiativen ist es, u. a. die Arbeits- und Lebensbedingungen der Minenarbeiter zu verbessern.
Aber es gibt auch weniger bedenkliche Schmucksteine auf dem Markt. Dazu gehören etwa Rheinkiesel aus der Schweiz oder Marmor aus Südtirol. Denn in diesen Ländern sind die Arbeitsbedingungen und Löhne nach westlichen Standards geregelt. Außerdem unterliegt deren Einhaltung Kontrollen. Zu den spannendsten Perlen zählen für mich jedoch Kieselsteine. Sie finden wir überall: in und an Flüssen, Seen und Meeren. Doch deshalb sind sie nicht weniger schön und edel.

Glas

Materialien: Recyclingglas – Froehlich aus der Asche

Der Rohstoff des Recyclingglas-Schmucks ist Altglas. Die Herstellung der Perlen geschieht vor allem in zwei Verfahren: Entweder pulverisiert der Perlenmacher die Scherben, füllt sie in Tonformen und lässt das Pulver in einem Lehmofen schmelzen. Kurz bevor die Masse erkaltet, bohrt er das Fädelloch. Oder er zerkleinert die Scherben nur. Dann wird das Granulat in Tonformen bei niedrigen Temperaturen mehr „gebacken“ als geschmolzen. So entstehen Pulverglas-Perlen, die in Handarbeit mit farbenfrohen Mustern bemalt werden.
Die Perlenherstellung aus Altglas ist eine alte afrikanische Handwerkstradition. Vor allem die Volksgruppe der Krobo in Ghana übt sie aus. Dort bilden Perlenmacher eine eigene Berufsgruppe. Etwas Besonderes sind „End of the day beads“: Sie fertigt man aus Bruchstücken alter Handelsperlen*. Das geschieht bei niedrigen Temperaturen, bei denen die Stücke gerade so aufweichen, dass sie zu neuen Perlen verschmelzen können.

Video: Perlenproduktion aus Altglas in Ghana

* Handelsperlen stammen ursprünglich aus Böhmen und Venetien. Europäische Kolonialmächte nutzten sie als „Währung“ zum Kauf von Rohstoffen und Sklaven.

Silber

Materialien: Silber – die Schmiedekunst der Karen

Die Karen sind eine Gruppe miteinander verwandter ethnischer Minderheiten. Sie zählen zu den Bergvölkern Südostasiens. In Myanmar wurden sie lange von der Militärdiktatur verfolgt. Schließlich flohen sie und fanden unter anderem im nordwestlichen Hochland von Thailand eine neue Heimat. Dort aber sind die Karen eine Minderheit, und viele leben in großer Armut. Die Brandrodungen, mit denen sie sich Ackerflächen schaffen, sind ein großes Problem für das Land. Ebenso der Anbau von Opium.
Demzufolge werden die Karen von der thailändischen Regierung zwar geduldet. Aber die Bevölkerung des Landes lehnt sie ab. Die Silberschmiedekunst der Karen ist das Ergebnis eines Hilfsprojekts der thailändischen Königin Sirikit. Sie wollte den Bergvölkern eine Einkommensmöglichkeit erschließen. Das Silber kaufen die Karen in Taiwan ein. Einerseits soll es einen höheren Silbergehalt haben als Sterlingsilber. Andererseits sagt man dem Karen-Silber einen hohen Anteil an recyceltem Silber nach.